Der Autor des Bestsellers „Scheißkerle“ hat uns Frauen nie besonders Mut gemacht, was Beziehungen angeht.
Mein Fazit nach der Lektüre seines neuen Buches stellte sich so dar: Einen tollen Mann bekommst du ohnehin nicht – früher oder später mutiert jeder Partner zu etwas höchst Unangenehmen, was man nicht im Hause haben möchte.
Es blieb nichts als ein fades Gefühl nach dem Motto: Schlag dir eine wunderbar funktionierende Partnerschaft aus dem Kopf! Es wird nicht lange dauern und du wirst betrogen, hintergangen oder bleibst wie ein mental gerupftes Hühnchen zurück.
Warum ich trotzdem wieder zugegriffen habe, als ich „Der letzte Scheißkerl – wie aus dem Falschen der Richtige wird“ wieder zugegriffen habe? Das ansprechende pinkfarbene Cover mit der goldenen Schrift war nicht der Grund.
Vielmehr war ich auf die vier Männertypen, die „Sie kennen sollten“ gespannt. Tatsächlich erkenne ich hier einige männliche Exemplare wieder 🙂
Ein Hinweis in eigener Sache: 🙂
Am Wochenende habe ich eine Spezialzeitung über verschiedene Sitticharten gelesen. Deshalb bitte ich schon einmal alle Männer, die hier mitlesen, um Nachsicht. Natürlich ist es nicht richtig, Menschen in Schubladen zu stecken. Dazu kommt, dass auch wir Frauen unsere Fehler und Schwächen haben – also werde ich auch eine Frauenkategorie-Liste erarbeiten. So ist die Gleichberechtigung wieder hergestellt 🙂
Gefährlicher Männertyp 1: DER GENERAL
Menschen vom Typ „General“ sind faszinierend, anziehend, unberechenbar und spannend. Jedoch spalten sie ihre Gefühle ab und bleiben so unnahbar. Im Grunde genommen ist der Typ General an anderen Menschen wenig interessiert. Weil ihm dies jedoch Nachteile bringen würde, hat er gelernt, sein Manko zu verbergen und sich elegant und zielsicher auf dem gesellschaftlichen Parkett zu bewegen. So sehen wir vielleicht einen brillanten Redner oder einen einfallsreichen Gastgeber. Sein Tonfall passt ins Bild: begeisternd, lebhaft, ein guter Rhetoriker, locker und ohne Angst, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er tritt charismatisch auf und versprüht Spaß, Vergnügen, Spannung, Aufregung und Abenteuer. Beruflich wird er sicherlich in der Management-Etage zu finden sein. Er hält Vorträge über „Team Building“ und „Visions“, aber er agiert kalt und berechnend.
Problem: Er beginnt jede Paarbeziehung mit einem inszenierten Rausch: Rote Rosen, Fernreisen und Vorstellung bei den Eltern sind inklusive. Jedoch kann er keine wirklich warmherzige Beziehung aufbauen. Sich auf einen Partner einzulassen, würde für ihn bedeuten, sein Ich aufzugeben. Wenn er sich seinen Gefühlen hingibt, heißt das für ihn, dass er den Kürzeren zieht. Gefühlsbetonte Menschen, die ihm ein wenig zu viel Nähe abgerungen haben, kämpfen am nächsten Tag mit seinen Abwehrmechanismen. Du wirst dich abgeschoben und verleugnet fühlen und seine Feindseligkeit trifft dich mit voller Wucht. Du hattest eine heiße Nacht mit ihm? Dann packe am besten „danach“ gleich deine Sachen und schleiche dich wortlos von dannen. Akzeptierst du, dass der so schneidig und intelligent wirkende General eine ausgeprägte Distanzneigung hat, kann vielleicht eine „Verbindung“ entstehen.
Hinweis: Melde keine eigenen Wünsche nach Nähe und Geborgenheit an. Es würde nur sein emotionales Drama aufleben lassen. Versuche, seine Provokationen gelassen zu nehmen und deinen Humor zu behalten. „Beziehungsaufarbeitung“ ist bei ihm nicht angesagt, denn sein Credo lautet: „Neuer Tag, neues Glück“. Er beginnt jeden Tag neu, löscht alte Dateien und kehrt vergangene Tage regelrecht aus seinem Leben.
Gefährlicher Männertyp 2: DER ANALYST
Stelle dir vor, du hast Unregelmäßigkeiten in deiner Gehaltsabrechnung entdeckt und gehst in die Buchhaltung, um die Sache zu klären. Dort kannst du ihn treffen. Wahlweise begegnest du ihm auch in der Anwaltskanzlei, weil du einen fiesen Fall mit deinem Nachbarn klären musst. Während dir die Tränen über die Vorfälle kommen, betrachtet dich dein Gegenüber, als wärest du ein defekter Staubsauger. Seine Körpersprache ist sparsam, er mustert dich aus graublauen Augen und wirkt sehr reserviert. Seine Mimik gleicht der eines Bären: Seine Emotionen sind nicht im Gesicht erkennbar. In seine Stimme kann man keine Höhen und Tiefen ablesen, die Worte scheinen sorgfältig ausgesucht – er spricht in gedämpfter Lautstärke. Seine Aussagen wägt er so ab, als würde er eine Präzisionswaage bedienen. ZDF: Zahlen, Daten und Fakten – hier fühlt er sich wohl. Das ist seine Welt.
Was er braucht, sind sinnvolle Ordnung, Voraussagbarkeit, Regeln und Struktur. Er weiß immer vorher, was im schlimmsten Fall alles passieren kann. Sein Mantra lautet: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
Problem: Es ist schwierig für den Analysten, die emotionale Phase der Verliebtheit auszuleben. Wohin dann mit seiner rationalen Seite? Vom Partner erwartet er, dass seine Bedürfnisse nach Präzision und Kontrolle anerkannt und unterstützt werden. Sex läuft für ihn unter der Rubrik: „Erfüllung der ehelichen Pflichten“.
Vielleicht habt ihr noch den Schriftsteller Melvin aus dem Film „Besser gehts nicht“ vor Augen. Die positiv gewendete Seite der Verlässlichkeit und Gründlichkeit kann euch sehr zu schaffen machen. Spontanität und Abenteuer sind Mangelware.
Schnell kann die Grenze zu Zwangsneurosen überschritten werden. Argumente sollten vorher gut durchdacht werden, denn euer Analyst kann stur und pedantisch sein.
Hinweis: Wenn du ihn heiraten möchtest, dann strukturiere vorher alles akribisch und informiere ihn sorgfältig im Stil einer Sekretärin. Für die Flitterwochen solltest du etliche Testberichte von renommierten Reiseportalen und ein umfassendes Gutachten des besten Reisebüros der Stadt einholen. Auf jeden Fall bekommst du einen zuverlässigen, treuen und unterstützenden Partner, der – wenn du du zu Höhenflügen neigst – immer dafür sorgt, dass du eine stabile Basis hast.
Gefährlicher Männertyp 3: DER SONNYBOY
Du hast dich in einen Blender verguckt? Herzlichen Glückwunsch 🙂 Dann kannst du mit ihm wunderbar zusammen von der Zukunft träumen: In den schillerndsten Farben malt er mit dir aus, wie es eines Tages sein wird: Er ist dann wahlweise Villenbesitzer, Multimillionär oder Jachteigentümer. Hausbesitzer. Seinem Charme, seinen Visionen und seinen Strategien kannst du dich kaum entziehen und befindest dich in seinem magischen Bann. Wieso sollte er sich im Hier und Jetzt mit drögen Hausarbeiten abquälen, unliebsame Dinge erledigen – wo ihm doch bald die ganze Welt in ihrem Reichtum zu Füßen liegen wird? Er ist ein schöner Beau, ein Dorian Gray der Neuzeit.
Der Narzisst hat immer eine Schar Jünger um sich geschart, die ihn wie eine Mauer umgibt und ihn verteidigt. Du denkst, dann können seine Ambitionen nicht so falsch sein – sein Fanclub gibt ihm recht.
Problem: Du bist in einer Beziehung mit ihm und hast ein aktuelles, irdisches Problem? Dann kann es schwierig werden. Solange du mit ihm die rosa Wolke Sieben aufschüttelst und mit ihm tolle Pläne schmiedest, ist alles in Ordnung. Aber ein kaputtes Auto oder ein überschwemmter Keller ist ihm dann etwas viel Realität. Wenn er sich dann langsam unsichtbar macht und seine Tendenzen zur Unzuverlässigkeit nicht mehr zu kaschieren sind, erfindet er Lügen und Geschichten. Du glaubst, Baron Münchhausen ist auferstanden. Oder Goethe ist zurück und hat ein neues Theaterstück geschrieben. Kritik? Besser nicht, dass mag er gar nicht.
Geschwindigkeitsbegrenzungen? Nö, nicht für ihn. Ein Gläschen Rotwein mit den Freunden und dann ab ins Auto. Das stellt alles kein Problem dar. Er gleitet wie in einem Cabrio durch sein aufwandsminimiertes Leben. Die Ehefrau hat den Ballast des Alltagslebens mit Kindern und Haustieren selbst zu tragen. Eine Affäre stellt die Bestätigung seiner Grandiosität dar.
Hinweis: Dein Leben kommt dir eher etwas monoton und fade vor? Dann ist der Sonnyboy vielleicht etwas für dich, denn als kreativer Teil bringt er Spannung und Abenteuer in dein Leben. Er kann dafür sorgen, dass dein Hang zur Nüchternheit etwas aufgebrochen wird. Er bringt neue Impulse und spannende Eindrücke in deinen Alltag – solange du augenzwinkernd über seine Schwächen hinwegsiehst.
Gefährlicher Männertyp 4: DER DIENER
Möglicherweise hast du ihn in einer Uni-Vorlesung getroffen. Wie ein einsamer Hopi-Indianer im Großstadtdschungel saß er in der letzten Reihe. Seine braunen Augen mustern dich melancholisch, als du ihn etwas fragst – seine warmherzige, geheimnisvolle Art hat dich sofort angezogen. Seine Körpersprache strahlt auf zurückhaltende Art Magie aus. Beruflich ist er eine Art von Lebenskünstler, der nicht seine ganze Zeit ehrgeizig beruflichem Fortkommen widmet. Möglicherweise repariert er Fahrräder oder ist Philosoph oder Sozialpädagoge. Er ist ein ausgezeichneter Verhandler, der Leute an einen Tisch bringt und gern zwischen allen vermittelt. Sein Tonfall ist ruhig und ausgeglichen. Ein klares Ja oder Nein gibt es bei ihm selten. Er wirkt eher zögerlich und wiegt alle Argumente gegeneinander ab. Nie würde er vorschnell eine Person verurteilen oder sich in den Vordergrund stellen.
Wenn er eine Partnerin hat, dann scheint er völlig in der anderen Person aufzugehen. Menschliche Bindungen, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Bestätigung und Harmonie scheinen für ihn lebensnotwendig. Er hat jedoch von seiner Seite in der Beziehung nichts entgegenzusetzen, so dass es keine Reibung, keine Weiterentwicklung gibt. Es ist, als hätte man einen lieben, kuscheligen Koala auf dem Rücken. Gibt es Konflikte, mauert er und entzieht sich auf seltsame Weise.
Irgendwann wünschst du dir, er würde offensiv seine Meinung vertreten und auch mal unkontrolliert herumschreien, wenn ihm etwas nicht passt. Im Extremfall zieht er sich nur zurück. Vielleicht gibt er dir subtile Signale, ohne dich nicht weiterleben zu können. Irgend etwas schnürt dir in seinem Verhalten die Luft ab, dabei begegnet er dir nie offensiv. Es sind kaum auffallende Gesten und Bemerkungen, die dir zunehmend Sorgen bereiten. Er scheint in dir regelrecht aufzugehen und dich aufzusaugen wie Luft.
Konfliktpotential: Traumatisch für eine Beziehung wird es, wenn Eifersucht aufkommt oder die Angst, er könnte möglicherweise verlassen werden. Er manövriert sich vielleicht im Extremfall in eine belastende Abhängigkeitssituation hinein: Du fühlst dich schließlich nur noch schuldig.
Ebenfalls schwierig sind teilweise Ausprägungen der Hypochondrie und der Benachteiligte, der alles in sich hineinfrisst. Bei Letzterem kann sich das auch im tatsächlichen Gewicht niederschlagen.
Hinweis: Der melancholische Typ ist ein dienender Partner. Damit man richtig mit ihm umgehen kann, muss man ihn erst einmal als solchen erkennen und bei seinen Hilfestellungen auch einmal den Riegel vorschieben 🙂 Wenn man dem Dienenden vermitteln kann, dass gelegentlicher Abstand der Beziehzung gut tut und keine Absage an die Beziehung ist, dann findet man in ihm einen wunderbaren, liebevollen Partner.
Fazit:
Koidl und ich sind einer Meinung, dass (wie schon in „eigener Sache“ erwähnt) wir Frauen auch keine Prinzessinnen sind. Gerade am Anfang einer Beziehung ist es wichtig, dass wir uns immer wieder aufeinander einlassen und die Gegensätze nicht radikal glattbügeln müssen.
„Der Weg zu einem harmonischen Wir führt nicht über das Verändern des Du, sondern über die Auseinandersetzung mit dem Ich“.
Roman Maria Koidl
Für euch gelesen in: „Der letzte Scheißkerl. Wie aus dem Falschen der Richtige wird.“ Ullstein: Berlin 2017
Du ziehst immer wieder die falschen Männer an? Dann ist vielleicht ein Coaching etwas für dich. Oder du trägst dich für meinen kostenlosen Mini-Kurs ein.
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